Schlaganfall-Studie
Physiotherapie statt teure Technik
Rund 250.000 Menschen erleiden in Deutschland jährlich einen Schlaganfall. Ausgelöst wird der sogenannte Apoplex meist durch einen plötzlichen Gefäßverschluss oder eine Blutung im Gehirn. Als
Folge entstehen oft zunächst halbseitige Lähmungen und später Bewegungsstörungen. „Wichtig für die Rehabilitation ist daher ein alltagsbezogenes Bewegungstraining, das auch ganz ohne teure
Hightech-Geräte auskommt“, erläutert Ute Repschläger, Vorsitzende im Bundesverband selbstständiger Physiotherapeuten – IFK e. V. Untersuchungen haben bereits belegt, dass ein Training beim
Physiotherapeuten wirkungsvoller ist als am hochmodernen Trainingsroboter . Eine neue US-Studie zeigt zudem, dass auch als Hilfsmittel eingesetzte, spezielle Laufgeräte (tread mill) keinen
Vorteil bieten. Im Gegenteil: Auf dem Laufgerät traten häufiger Schwindel und Ohnmachtsanfälle auf. Entscheidend für eine langfristige Wirkung ist besonders die Intensität der Übungen, die der
Physiotherapeut individuell steigert.
„Die Behandlungskonzepte beim Schlaganfall beruhen darauf, dass gesunde Hirnregionen lernen, die Aufgaben der geschädigten Areale zu übernehmen“, so Ute Repschläger. „Daher wird bei
Bewegungsstörungen möglichst schnell eine systematische Therapie verordnet.“ Sie soll Betroffenen zu mehr Selbstständigkeit im Alltag verhelfen. Um die Gehfähigkeit zu verbessern, wird als
Hilfsmittel z. B. ein Laufgerät mit Sicherheitsgürtel – ein Locomotor-System – eingesetzt. Die neue US-Studie hat ergeben, dass das mechanische Locomotor-Training nicht besser ist als ein
Heimübungsprogramm, das vom Physiotherapeuten angeleitet wird: Gehgeschwindigkeit, Balanciervermögen und Lebensqualität hatten gleich gute Ergebnisse, Nebenwirkungen wie Schwindel traten beim
Laufgerät öfter auf.
Auch ein in 2010 erforschtes robotergestütztes Training schnitt bei sensomotorischen Fähigkeiten schlechter ab als die gleiche Intensivtherapie mit einem Physiotherapeuten. Zudem ergab die Studie, dass sich motorische Defizite bei Schlaganfall-Patienten noch Jahre später verbessern können. Neben positiven Ergebnissen in der Spät-Rehabilitation gilt: Je früher Physiotherapie nach einem Schlaganfall einsetzt, desto größer sind die Chancen, dass sich Lähmungserscheinungen bessern und zurückbilden. Für das Bewegungs- und Wahrnehmungstraining wird vor allem Bobath- oder PNF-Therapie eingesetzt. „In der Behandlung werden gelähmte Körperabschnitte stimuliert und gekräftigt, Muskelspannungen reguliert, die Bewegungskontrolle verbessert und Alltagsfunktionen geschult“, erklärt Ute Repschläger.
Quelle und Informationen: www.ifk.de